Totengedenken am Volkstrauertag in Erlach
Erlach. Zum Gedenken an die Toten der beiden Weltkriege versammelten sich zahlreiche Bürger/-innen aus Erlach am Kriegerdenkmal. In seiner Rede blickte 3. Bürgermeister Joachim Eck nicht nur zurück auf die Weltkriege, sondern erinnerte an die Errungenschaften in den letzten 70 Jahren: „Wer 1939 gesagt hätte, dass wir 80 Jahre später in einem Europa leben, wo Ländergrenzen ohne Kontrollen überschritten werden und in den Nachbarländern mit einer einheitlichen Währung bezahlt wird, wäre für verrückt erklärt worden.“
Stadtrat Tilo Hemmert aus Erlach ging in seiner Begrüßung auf den Berliner Mauerfall vor 30 Jahren ein. Er berichtete von einer beeindruckenden Erzählung des Zeitzeugen Jens Hase, der als Jugendlicher in Konflikt mit dem DDR-Regime geriet und einer von 4.500 DDR-Bürgern war, die über die Prager-Botschaft 1989 in die Bundesrepublik ausreisen konnten. „Mehr als 200 Jugendliche hörten gefesselt zu. Es ist für sie ein Bericht aus einer anderen Welt. Sie kennen sie nicht die einschüchternden und menschenverachtenden Kontrollen an Grenzen, die Repressalien eines Staates und die Angst, jederzeit festgenommen zu werden, die Erfahrung des ausgeliefert seins, die Gedanken daran niedergeschossen zu werden und trotzdem loszurennen, obwohl hinter einem tschechoslowakische Polizisten mit Maschinengewehren im Anschlag Stopp rufen.“
Joachim Eck und Tilo Hemmert erinnerten daran, dass Meinungsfreiheit, freie Berufswahl, Gleichberechtigung aller Geschlechter, soziale Absicherung, Bewegungsfreiheit, ein Leben in Frieden und Freiheit nicht selbstverständlich sind. Unsere Demokratie und seine Werte wurden erstritten und haben viele Menschenleben gekostet. Zeitzeugen erinnern uns daran. „Wir erleben heute zunehmend nationalistische Tendenzen in ganz Europa, Hatespeech, Filterblasen und Echokammern im Internet, eine abnehmende Bereitschaft sich langfristig für die Gemeinschaft zu engagieren und gleichzeitig eine zunehmende Anspruchshaltung gegenüber dem Staat“ so Tilo Hemmert. „Der Volkstrauertag mahnt uns, dass wir alle, jeder an seinem Platz, täglich gefordert sind, uns aktiv für die Demokratie und unsere Gesellschaft einzubringen, uns für Frieden und Freiheit einzusetzen.“
Feierlich umrahmt wurde die Veranstaltung durch die Schloßkapelle Erlach und eine Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr Erlach.