Volkstrauertag in Erlach

Erlach. Mit einem Fokus auf die Dankbarkeit für 80 Jahre Frieden sowie einer eindringlichen Mahnung angesichts aktueller Konflikte fand am Volkstrauertag in Erlach die Gedenkveranstaltung an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft statt. Als Hauptredner war Stadtrat Bert Eitschberger geladen.

Bei sonnigem Wetter und milden Temperaturen kamen viele Mitbürgerinnen und Mitbürger nach dem Kirchweihgottesdienst zur Gedenkfeier ans Kriegerdenkmal in Erlach.

3. Bürgermeister Tilo Hemmert betonte in seiner Begrüßung die historische Dimension des Tages. Er verwies auf die Feierlichkeiten im Mai dieses Jahres, bei denen des Endes des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren gedacht wurde. „80 Jahre in Frieden und Freiheit leben zu dürfen, was für ein Geschenk!“, so Hemmert. Er hob hervor, wie aus ehemaligen Feinden wie Frankreich, Italien und England Freunde geworden seien – eine Entwicklung, die nicht selbstverständlich sei.

Ein emotionaler Höhepunkt war die Erinnerung an Hertha Wolf aus Erlach, deren Aufzeichnungen die Grausamkeit der letzten Kriegstage festhielten. Ihre Schilderung, wie der polnische Kriegsgefangene Franz sie und ihren Hof schützte, unterstrich jedoch auch die positive Botschaft der Menschlichkeit, die Versöhnung ermöglichte.

Aktualität des Gedenkens

Stadtrat Bert Eitschberger

Stadtrat Bert Eitschberger nahm in seiner Gedenkrede unmittelbar Bezug auf die aktuellen Geschehnisse. Er zitierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Es herrscht Krieg in Europa.“ Er forderte dazu auf, das Gedenken nicht auf die Vergangenheit zu beschränken, sondern auch die Hunderttausenden Opfer der aktuellen Konflikte mit einzubeziehen.

„Durch die ukrainischen Kinder hier bei uns in der Schule wird das Leid konkret“, erklärte Eitschberger und beschrieb, wie der Krieg die Familien zerreißt und Nachrichten über die Zerstörung der Heimat zur konkreten Realität werden.

Der Redner erweiterte den Blick über die Ukraine hinaus auf globale Brennpunkte wie den Gazastreifen, Sudan, Jemen, Myanmar und Äthiopien. Er stellte fest, dass Gewalt weiterhin Gegengewalt erzeuge und das menschliche Leid unverändert hoch sei. Er schloss in das Gedenken ausdrücklich die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte ein, die „um unser Frieden willen, fern der Heimat in den verschiedenen Krisenherden der Welt ihr Leben riskieren oder es sogar verlieren.“

Trost für die Hinterbliebenen

Besonderes Augenmerk legte Eitschberger auf die Bedeutung des gemeinsamen Gedenkens für die Hinterbliebenen. Jeder einzelne Gefallene hinterlasse eine unauffüllbare Lücke, so der Stadtrat. „Der Mensch ist wirklich erst tot, wenn niemand mehr an ihn denkt“, zitierte er Bertolt Brecht. Das gemeinsame Gedenken in Erlach sei daher unerlässlich, um den Schmerz und den Verlust der Trauernden zu teilen und ihnen Trost zu spenden.

3. Bürgermeister Tilo Hemmert gestaltete die Gedenkveranstaltung unter Mitwirkung von Bezirksrat Florian Kuhl, Stadtrat Bert Eitschberger und Kreisrat Wolfgang Kuhl.

Die Veranstaltung endete mit der traditionellen Verlesung des Totengedenkens von Theodor Heuss durch 3. Bürgermeister Tilo Hemmert und Kreisrat Wolfgang Kuhl, der Kranzniederlegung, einem Gebet, das Bezirksrat Florian Kuhl vorlas, und dem Gesang der Nationalhymne.

Ein herzlicher Dank galt der Schlosskapelle Erlach für die musikalische Umrahmung und der Abordnung der Freiwilligen Feuerwehr.

Tilo Hemmert, Fotos: Nicole Hemmert