Am Volkstrauertag 2020 stehe ich zum erstenmal seit Jahrzehnten alleine vor dem Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege des 19. Jahrhunderts in Erlach. 75 Jahre nach Ende des letzten Krieges auf deutschem Boden finden in ganz Ochsenfurt keine Gedenkveranstaltungen mehr statt. Ist es heute nicht mehr nötig, der Gefallenen zu gedenken, da ihre Eltern längst verstorben sind und auch die Geschwister heute hochbetagt? Nein. Ganz im Gegenteil! Aber die Covid-19-Pandemie fordert auch hier ihren Tribut und aufgrund der hohen Ansteckungszahlen hat die Stadt Ochsenfurt sich entschlossen, aus Gründen der Gesundheitsfürsorge für ihre Bürgerinnen und Bürger alle Veranstaltungen abzusagen.

Zentral im Ort und doch hinter einer mächtigen Linde und dem Buswartehäuschen versteckt, steht in Erlach das Denkmal. Es steht für die Gefallenen jungen Männer aus Erlach, die in der Blüte ihres Lebens im 1. und 2. Weltkrieg ihre Leben sinnlos verloren haben.

Warum haben unsere Vorgänger dieses Denkmal so zentral mitten im Dorf zwischen Kirche und Schloss errichtet und nicht etwa auf dem Friedhof?

Zum einen, denke ich, wollten sie damit deutlich machen, dass die jungen Menschen mitten aus dem Leben, mitten aus dem Dorf, mitten aus ihren Familien herausgerissen wurden und eine große Lücke gerissen haben.
Zum anderen wollten sie damit sicher auch ein Zeichen für die Zukunft setzen und uns mahnen, dass sich diese schrecklichen Ereignisse nie wierholen dürfen. In diesem Sinn ist das Denkmal auch ein Mahnmal. Ein Kranz und zwei Flammschalen wollen uns am heutigen Volkstrauertag daran erinnern.

„In stillem Gedenken – Stadt Ochsenfurt“ steht auf dem Kranz, den ich heute am Denkmal niedergelegt habe, zur Erinnerung an alle jungen Menschen, die in Kriegen gefallen sind, und zur Mahnung an uns, sich stets aktiv um Frieden im Großen und Kleinen zu bemühen.

Ich wünsche Ihnen in diesen bewegten Zeiten im Gedenken an die Vergangenheit die nötige Gelassenheit im Umgang mit den aktuellen Herausforderungen und vor allem Gesundheit!

Bleiben Sie zuversichtlich!

Tilo Hemmert
3. Bürgermeister